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Prozessen Morrisons in San Francisco Protokollführer war  ,
schrieb er die Protokolle des Tages noch am Abend. Am
Morgen nach der Urteilsverkündung, an dem Morgen, an dem
Morrison einen weiteren Prozess gewonnen hatte, hielt Conrad
das Protokoll bereit. Es wurde zu einer eingespielten Routine,
einer Gewohnheit, zu etwas wie einem privaten Scherz.
»Ich möchte Sie gern um das Prozessprotokoll bitten«, sagte
Morrison etwa.
»Dauert normalerweise mindestens eine Woche«, entgegnete
Conrad und überreichte ihm ein Protokoll, das tausend Seiten
oder mehr umfassen konnte.
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Morrison studierte es, ging es im Kopf immer wieder durch,
las es drei-, vier-, manchmal sogar fünfmal durch und machte
am Rand in dem für ihn so typischen Gekritzel voller
Tintenkleckse zahlreiche Notizen.
Conrad wunderte sich über die eigenartige Dichotomie: einer-
seits der brillante Anwalt, der so voller Selbstbewusstsein war,
dass ihm der Gerichtssaal zu gehören schien, und andererseits
der ernsthafte Student seiner eigenen Unzulänglichkeiten, der
nie ganz verstehen konnte, weshalb er nicht verloren hatte. Hatte
das mit Morrisons Vergangenheit zu tun, lag es vielleicht an der
Art seiner Erziehung? War er in dem Glauben aufgewachsen,
dass nichts, was er tat, je gut genug sein würde? Versuchte der
Mann Morrison etwas wiedergutzumachen, was der Junge
Morrison nicht hatte einlösen können?
»Wollten Sie schon immer Anwalt werden?«, fragte Conrad
eines Tages, als sie in der Caféteria zusammensaßen. Die
Geschworenen hatten sich seit dem frühen Nachmittag zur
Beratung zurückgezogen, und der Richter ging davon aus, dass
sie noch am selben Abend ein Urteil haben würden.
Morrison pustete in seine Tasse mit dem heißen schwarzen
Kaffee. »Sagen wir mal so: Ich wollte kein Arzt werden.«
Conrad glaubte zu wissen, was er meinte. »War Ihr Vater
Arzt? Ist das Grund, weshalb Sie nicht & ?«
»Mein Vater? Keine Ahnung, was er war.« Er lächelte
entschuldigend, dass er den anderen mit seiner Antwort in
Verlegenheit gebracht hatte. »Ich habe meinen Vater nicht
gekannt. Kann mich jedenfalls an nichts erinnern. Er verließ die
Familie, als ich zwei war. Er war ein Spieler und Trinker. Ich
vermute, dass er meine Mutter ziemlich schlecht behandelt hat;
es brach ihr aber trotzdem das Herz, als er ging. Ich glaube
nicht, dass sie je darüber hinweggekommen ist.«
»Das passiert manchmal«, bemerkte Conrad.
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Morrison war mit seinen Gedanken noch immer beim Prozess,
bei dem, was er alles hätte besser machen können.
»Ich wollte kein Arzt werden, weil ich nicht mochte, was die
tun. Als ich klein war, glaubte man, Herzgeräusche bei mir
festgestellt zu haben, woraufhin mir alle paar Wochen Blut
abgenommen wurde. Gott, wie ich diese Nadeln hasste!«
Morrisons Augen funkelten bei der Erinnerung an das ängstli-
che Kind, das er gewesen war. »Als dann meine Mutter starb &
Wir waren arm, hatten nichts. Meine Mutter nahm jede Arbeit
an, die sie bekommen konnte, meistens hatte sie zwei Jobs
gleichzeitig. Sie starb an Herzversagen  mit vierunddreißig! Sie
starb, weil man sie im Krankenhaus nicht aufnahm, sie starb,
weil kein Arzt zu ihr kommen wollte, als sie zum ersten Mal
Schmerzen in der Brust verspürte und man noch etwas für sie
hätte tun können. Sie starb, weil sie keine Krankenversicherung
hatte, weil sie arm war, weil sie alles, was sie verdiente, für die
Medikamente ausgab, die ich brauchte.« Er sah Conrad direkt
an. »Aus diesem Grund habe ich Jura studiert: Ich wollte Anwalt
werden, um jedes Krankenhaus und jeden Arzt verklagen zu
können, der einen Patienten abweist und sterben lässt.«
Morrison konnte beim Tod seiner Mutter kaum älter als zwölf
gewesen sein und war höchstwahrscheinlich von Verwandten
großgezogen worden  ein Fremder in einem Zuhause, das nicht
seines war. Noch dazu wurde seine junge Seele Tag für Tag von
den Herzproblemen heimgesucht, die er angeblich hatte  jener
Krankheit, die seine Mutter getötet hatte. Genau in dem Alter, in
dem man anfängt, sich Gedanken über seine Zukunft zu machen,
war Morrison mit dem Wissen belastet worden, dass seine Zeit
ablief. Das erklärte, weshalb Morrison sich selbst so unter Druck
setzte.
»Aber das haben Sie nicht getan«, betonte Conrad, »Sie sind
kein Anwalt für Zivilrecht, Sie verklagen keine Ärzte oder
Krankenhäuser, sondern sind Strafverteidiger geworden & «
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Ein Hauch von Wehmut war in Morrisons dunkle, tiefliegende
Augen getreten. Er strich sich übers Kinn. »Diese Verfahren
ziehen sich jahrelang hin, und das meiste an dieser Arbeit ist
reine Routine. Ich hätte mich zu Tode gelangweilt. Ich wollte
mein Leben nicht damit verbringen, Aussagen aufzunehmen. Ich
wollte meine ganze Zeit vor Gericht verbringen.«
Conrad nickte. »Um vor Geschworenen einen Fall zu
vertreten«, fügte er hinzu. Für ihn ergab das alles einen Sinn:
Die Geschworenen, zwölf Fremde, die ein Urteil darüber
abgaben, was er tat, waren für Morrison die einzige Quelle der
Bestätigung geworden, die er finden konnte.
Einen Tag nach Jack Taylors Besuch in Morrisons Büro, bei
dem dieser ihn über Nelson St. James und die Ereignisse an
Bord der Black Rose befragt hatte, konnte Conrad den Anwalt
während eines Prozesses erneut beobachten. Die Verhandlung
hatte eben erst begonnen, da wusste Conrad schon, dass er das
Beste geboten bekam, was er je gesehen hatte. Er verfolgte
fasziniert, wie Morrison sich einen Zeugen der Anklage nach
dem anderen vornahm und alles, was der Zeuge äußerte, für die
Verteidigung günstig erscheinen ließ. Die Geschworenen fraßen
ihm schließlich aus der Hand, und selbst als Conrad glaubte,
Morrison müsse vor Erschöpfung gleich umfallen, machte er
weiter, um ihnen zu zeigen, dass alles, was er ihnen über die
Unschuld des Angeklagten erzählt hatte, der Wahrheit
entsprach, wie immer die Beweise auch aussahen.
Am Ende des vierten Prozesstages, nachdem fast jeder das
Gerichtsgebäude bereits verlassen hatte, traf Conrad Morrison in
der Caféteria an, wo er über einer Tasse schwarzem Kaffee
hockte.
»Mein Abendessen, bevor ich wieder ins Büro gehe und mich
an die Arbeit mache«, sagte Morrison mit einem erschöpften
Lächeln.
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Conrad hatte das Gefühl, dass sich Morrison während eines
Prozesses ausschließlich von Kaffee ernährte. Am liebsten hätte
er ihm erzählt, wie brillant er seinen Auftritt gefunden hatte,
doch als Stenograph fühlte er sich genauso zur Unparteilichkeit
verpflichtet wie ein Richter. »Interessanter Prozess« war alles,
was er sagte.
Ein bitteres Lächeln hob sich scharf von Morrisons Lippen ab.
»Ein schrecklicher Prozess«, erwiderte er. Verstohlen sah der
Anwalt sich um, um sich zu vergewissern, dass der Hausmeister,
der gerade in einer Ecke der Caféteria den Fußboden wischte,
seine Worte nicht hören konnte. »Die meisten Leute, die ich [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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    Dawniej młodzi mężczyźni szukali sobie żon. Teraz wyszukują sobie teściów. Diana Webster

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