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fragt.«
»Das tut mir ausgesprochen Leid«, sagte eine Stimme von
der Tür her. »Ich würde mir niemals erlauben, Sie zu
erschrecken oder gar zu verärgern. Aber die Dinge sind uns
leider etwas ... aus dem Ruder gelaufen.«
Alle Gesichter wandten sich der Tür zu. Ich sah aus den
Augenwinkeln, wie Judith leicht erschrocken zusammen-
fuhr, und auch Stefan runzelte auf eine Art überrascht die
Stirn, die mich nicht ganz sicher sein ließ, ob sich nicht das
blanke Entsetzen dahinter verbarg. Alle anderen starrten
den Neuankömmling einfach nur an.
Ich sah das alles allerdings nur aus den Augenwinkeln.
Ich hätte nicht einmal genauer hinsehen können, wenn ich
es gewollt hätte, denn ich war viel zu sehr damit beschäf-
tigt, das Gesicht des Mannes anzustarren, der hinter uns
aufgetaucht war und nun mit langsamen, merkwürdig
unsicher wirkenden Schritten auf uns zuschlurfte.
»Wirklich, ich wollte Sie nicht erschrecken«, wiederholte
der alte Mann. »Es tut mir ehrlich Leid. Aber dennoch:
Einen schönen guten Abend und herzlich willkommen in
Crailsfelden.«
Er ging weit nach vorne gebeugt und mit hängenden
Schultern, auf denen vielleicht ein paar Jahre mehr lasteten,
als er zu tragen imstande war. Er trug einen dunkelgrauen
dreiteiligen Anzug, der zweifellos maßgeschneidert war,
aber auch sichtlich schon bessere Tage gesehen hatte, und
bewegte sich auf eine leicht schlurfende Art, die nicht
wirklich Schwäche ausdrückte, ihn aber trotzdem auf eine
schwer greifbare Weise gebrechlich aussehen ließ; obwohl
er das wahrscheinlich gar nicht war. Er hatte ein schmales,
von Falten zerfurchtes Gesicht, aber wache Augen und
Hände, die früher einmal wahre Pranken gewesen sein
mussten und selbst jetzt noch stark wirkten, obwohl sie
praktisch nur noch aus Knochen und Sehnen bestanden, die
wie dünne blaue Stricke durch die grau gewordene Haut
stachen. Unter dem linken Arm trug er einen jener alt-
modischen Ziehharmonikaordner, wie man sie früher oft in
Büros benutzt hatte, und aus der Brusttasche seines
Anzuges ragte die schwarzgoldene Kappe eines Montblanc-
Füllers. Nachdem er pedantisch die Tür hinter sich ge-
schlossen hatte, machte er noch zwei weitere Schritte in den
Raum hinein, ehe er fast abrupt stehen blieb und sich
nervös umsah. Auch wenn ich wusste, dass es nicht so war:
Er wirkte überrascht, als wären wir so ziemlich das Letzte,
was er hier zu finden erwartet hatte, aber auch zugleich ein
wenig hilflos.
»Guten Abend«, sagte er schließlich.
Niemand antwortete. Der Mann wirkte irgendwie ent-
täuscht  hatte er erwartet, dass wir wie eine Schulklasse
aufstehen und im Chor mit »Guten Abend« antworten
würden?
Der Fremde räusperte sich, trat noch eine oder zwei
Sekunden lang linkisch von einem Fuß auf den anderen und
straffte sich dann demonstrativ. »Ich muss mich für die
Verspätung entschuldigen, aber ...«
»Jaja, schon gut«, unterbrach ihn Ed. »Wer sind Sie?«
Der Ankömmling blinzelte. Ein betroffener Ausdruck
erschien auf seinem Gesicht. »Ich ... äh ... ja, natürlich,
Entschuldigung«, stammelte er. »Wie ... wie unaufmerksam
von mir. Bitte verzeihen Sie, aber ich bin ...«
Er brach ab, und für einen Moment sah er so hilflos aus,
dass er mir schon fast Leid tat. Ed schürzte abfällig die
Lippen, verkniff sich aber gottlob jede weitere Bemerkung,
und auch Ellen beließ es bei einem bezeichnenden Hoch-
ziehen der linken Augenbraue.
»Von Thun«, sagte der Fremde. »Gero von Thun ... aber
das von können Sie getrost vergessen. Ich meine: Wir leben
ja schließlich nicht mehr im neunzehnten Jahrhundert,
oder?«
Ed verdrehte die Augen.
»Stimmt«, sagte er, »und wer ...?«
»Oh, ja, natürlich.« Von Thun trat nervös von einem Fuß
auf den anderen, wobei er fast seinen Ordner fallen gelas-
sen hätte. »Ich ... ähm ... bin  war  der Assistent von
Herrn Flemming. Zuerst von Herrn Flemming senior und
später von Herrn Flemming junior. Ich bin  war  sozu-
sagen sein ...« Er suchte nach Worten.
»Majordomus?«, schlug Ed grinsend vor.
Von Thun wirkte noch irritierter und hilfloser, aber dies-
mal fing er sich deutlich schneller. »Bürovorsteher kommt
der Sache wohl näher«, antwortete er. »Herr Flemming
junior hatte mich gebeten, ihn auf diese Reise zu begleiten.
Ursprünglich wollte er selbst kommen, aber er ist leider
verhindert, sodass ich mich bereit erklärt habe, für ihn
einzuspringen. Obwohl ich gestehen muss, dass ...«
»Dann sind Sie also derjenige, der uns endlich aufklären
kann, was das alles hier zu bedeuten hat«, unterbrach ihn
Stefan.
»Ich kann es zumindest versuchen«, antwortete von Thun.
»Aber ich bin selbst ... wissen Sie, ich ... ich bin eigentlich
schon seit drei Jahren in Rente und helfe nur manchmal
noch in der Kanzlei aus, wenn Not am Mann ist, und ...«
Ellen verdrehte abermals die Augen und auch Judith
schien nur noch mit Mühe ihre Selbstbeherrschung zu wah-
ren. Mir hingegen tat von Thun mittlerweile einfach nur
Leid. Der Mann war sichtlich überfordert  vorsichtig [ Pobierz caÅ‚ość w formacie PDF ]

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    Dawniej młodzi mężczyźni szukali sobie żon. Teraz wyszukują sobie teściów. Diana Webster

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